Genau hinsehen bei Datenpools und Leadanbietern
Regelmässig wird die Schweizerische Maklerkammer SMK von Mitgliedern nach dem geeigneten Umgang mit Leadanbietern gefragt. SMK-Vorstandsmitglied Marc Wyss ordnet anhand eines konkreten Beispiels ein.
Kürzlich hat sich ein SMK-Mitglied erkundigt, wie der Anbieter Realadvisor aus Sicht der SMK einzuschätzen ist.
Marc Wyss: Realadvisor tritt zunehmend als Datenpool und Leadanbieter auf, indem er gegen erhebliche Gebühren Maklerinnen und Makler an interessierte Eigentümerschaften weitervermittelt. Dieses Geschäftsmodell wirft aus Sicht der SMK einige grundsätzliche Fragen auf.
Welche?
Aus unserer Sicht ist es problematisch, Leads von Dritten zu kaufen, anstatt in den nachhaltigen Aufbau der eigenen Marke zu investieren. Solche Plattformen sammeln gezielt Daten, werten sie algorithmisch aus und binden Maklerinnen und Makler in ein Abhängigkeitsverhältnis ein. Wenn wir als Branche beginnen, auf solche Modelle zu setzen, besteht das Risiko, dass wir mittelfristig unsere Eigenständigkeit verlieren.
Gibt es weitere kritische Punkte?
Ja, ein weiterer kritischer Punkt ist das Bewertungssystem: Eigentümerinnen und Eigentümer können auf Realadvisor Maklerinnen und Makler öffentlich bewerten und weiterempfehlen – ohne transparente Qualitätskontrolle oder nachvollziehbare Standards. Das öffnet der Willkür Tür und Tor und schwächt die professionelle Stellung unserer Mitglieder. Hinzu kommt, dass Realadvisor massiv in Google Ads investiert. Dies führt nachweislich dazu, dass unsere eigenen Kampagnen teurer werden und an Sichtbarkeit verlieren. Ironischerweise finanzieren Maklerinnen und Makler mit ihren Gebühren ein System, das ihre eigene Marktposition schwächt – ein aus unserer Sicht kaum tragbarer Widerspruch.
Was empfiehlt die SMK?
Die SMK empfiehlt derzeit keine Zusammenarbeit mit Plattformen wie beispielsweise Realadvisor, die Leadvermittlung und Maklervergleiche anbieten. Wir rufen unsere Mitglieder dazu auf, solche Modelle kritisch zu hinterfragen und ihre Marketingmittel in die Stärkung der eigenen Marke und der direkten Kundenbeziehung zu investieren.
