5 Fragen an Matto Kämpf
„Ich fühle mich manchmal wie ein Gemischtwarenladen“
5 Fragen an Matto Kämpf, Schriftsteller, Schauspieler, Film- und Theaterschaffender.
- „The Art of Selling“ steht programmatisch über der Makler-Convention 2024. Ihre persönliche Herausforderung ist nicht „Die Kunst des Verkaufens“, sondern eher „Das Verkaufen von Kunst“?
Genau, das wäre dann „The Selling of Art“, auch eine Kunst. Es gibt sicher Parallelen. In beiden Fällen geht es darum, das „Objekt“ oder „Produkt“ besonders wertvoll und erstrebenswert erscheinen zu lassen. Dies wird mit allen möglichen Tricks und Kniffs versucht. Kritisch könnte angemerkt werden, je mehr „Art of Selling“ nötig ist, desto mehr stimmt vielleicht etwas mit dem Produkt nicht. Wenn ich an der Bahnhofstrasse in Zürich ein Haus für 50 Franken verkaufen will, ist die nötige Verkaufskunst wohl kleiner als bei einem verschimmelten, wurmstichigen Schöpfli in Melchsee-Frutt, das ich für 5 Millionen verkaufen will.
- Sie sind Schriftsteller, Schauspieler, Film- und Theaterschaffender. Wie vermarkten Sie diesen Mischkonzern?
Da ich in verschiedenen kulturellen Genres tätig bin – Literatur, Theater, Kleinkunst, Spoken Word –, fühle ich mich manchmal tatsächlich wie ein Gemischtwarenladen. Die Erwartungen der Kundschaft sind unterschiedlich. Teils wird das Altbekannte in neuer Variation erwartet, teils Innovation und neue Formen. Manchmal reicht es lustig zu sein, manchmal wird gesellschaftliche Relevanz erwartet.
- Welche Erfahrungen machen Sie mit dem menschliche Kaufverhalten im Kunst- und Kulturbereich – welche Anreize motivieren zum Kauf oder zum Besuch?
Es gibt Zuschauer*innen, die sich daran orientieren, was andere gut finden und weiterempfehlen, und es gibt solche, die das Spezielle suchen, was nur sie selber gut finden. Ich bewege mich in beiden Gefilden. Ich mache Programme, bei denen ich sicher bin, dass ich damit ein grösseres Publikum erreichen kann, denn ich will ja von meiner Kunst auch leben. Und teils mache ich aber auch Sachen, die primär mich selber interessieren, wo ich zuerst herausfinden muss, was es ist und was daran interessant sein könnte.
- In der Immobilienvermarktung gilt als Nonplusultra-Argument: Lage, Lage, Lage! Gibt es in der Kunst und Kultur eine ähnlich sichere Bank für das Publikum?
Wenn sie das Letzigrund-Stadion füllen wollen, dann gilt: Name, Name, Name! Bei einer Ausstellung oder einem neuen Theaterstück ist es das Thema, welches das Interesse des Publikums wecken sollte. Auch ein guter Titel, ein gutes Bild oder Plakat, und ein guter Ankündigungstext sind hilfreich.
- Sind Sie für Immobilienmaklerinnen und -makler eher als Verkäufer oder als Käufer ein potentieller Kunde?
Als Käufer nicht. Ich bin Mieter. Ich scheue den Aufwand und Ärger, den Besitz mit sich bringt. Ich hatte schon mehrmals die Gelegenheit, Immobilien zu übernehmen oder mich daran zu beteiligen, habe aber immer abgelehnt.