12. September 2022

„Ganz oft führt uns ein Umweg erst zum wahren Ziel“

5 Fragen an Eva Wannenmacher, Beraterin und Lebenscoach

  1. Wir leben gerade in schwierigen Zeiten. Sind ausgerechnet solche Zeiten gute Zeiten für persönliche Veränderungen?

Krisen sind immer Chancen. Wenn vermeintlich sichere äussere Strukturen oder auch innere Überzeugungen bröckeln oder sogar wegbrechen, dann können wir einen Entscheid fällen – im besten Fall mit der Unterstützung eines Coach: Lähmt und ängstigt mich dieser Veränderungsprozess, lasse ich mich blockieren – oder wie kann ich es schaffen, aus dieser Krise heraus positive neue Kräfte zu entwickeln, um selbstbestimmt Neues zu wagen, das Heft selbst in die Hand zu nehmen?

 

  1. Was ist bei Transformationen wichtiger: das Abschiednehmen oder das Neubeginnen?

Beides – eines nach dem andern. Transformationsprozesse sind immer intensiv, bringen uns an Grenzen, da wir sie meist nicht beschleunigen können, wie wir es gerne hätten, sondern diese Prozesse aushalten und durch sie hindurch gehen müssen. Nur dann kann echte Transformation, inneres Wachstum gelingen. Wenn wir keinen Schritt auslassen, weil wir schneller ans Ziel kommen möchten. Solche Abkürzungen lohnen sich nur sehr kurzfristig. Wir brauchen Zeit zum Abschied nehmen, sei es in Vorstellungen und Bildern von uns selbst, von beruflichen Rollen oder Bühnen, von Lebensphasen oder von einer Beziehung. Erst dann, wenn wir getrauert haben, gewürdigt und wenn nötig verziehen, uns selbst oder andern, erst dann kann ein echter Neubeginn gelingen.

 

  1. Aus Ihrer Erfahrung: Kommt der Anstoss zur Veränderung von aussen oder von innen, von einem selber?

Veränderungsprozesse wachsen in uns selbst, wie zarte Pflänzchen werden sie von einem Traum zu einem Wunsch, irgendwann zu einem Plan, von einem Plan zu einem konkreten Ziel. Inspiration von aussen, Unterstützung, die wir uns holen, das sind wichtige Komponenten.

 

  1. Was hilft, damit eine Veränderung gelingt: Selbstbewusstsein oder Unsicherheit?

Veränderungsprozesse verunsichern uns. Damit können wir aber mit der richtigen Technik konstruktiv umgehen. In solchen Phasen wende ich mit meinen Klient*innen gerne das Modell des „inneren Teams“ nach Schulz von Thun an. Es gibt uns die Möglichkeit, uns konkret auf Veränderungen vorzubereiten und sie nicht einfach geschehen zu lassen. Damit wir selbstbestimmt sein können, auch in Veränderungsprozessen. Und damit selbstbewusst.

  1. Muss eine Veränderung überhaupt gelingen? Oder ist der Weg das Ziel?

Nicht jede Veränderung gelingt in einem Sinn, wie wir uns das im vornherein wünschen oder vorstellen. Aber ganz oft führt uns ein solcher Umweg erst zum wahren Ziel, öffnet uns die Augen, zeigt uns neue Wege auf. Eine Veränderung ist immer eine Chance, solange wir uns darauf einlassen können. Und das gelingt uns dann, wenn wir Werkzeuge zur Hand haben, die uns in stürmischen Zeiten Sicherheit geben, die uns Zuversicht schenken. Hier hat mentales Training, auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt, enorm viel zu bieten.